Format:B, Super Flu und der dreiste Ripper

Immer, wenn man denkt, dass man in der elektronischen Musikwelt schon alles gesehen hat, dann taucht etwas Neues auf, über das man nur fassungslos den Kopf schütteln kann. Format:B und Super Flu sind Opfer eines dreisten Betrügers geworden, der ihren Track „Gospel“ als sein eigenes Werk ausgibt. Doch damit nicht genug: Einige Portale bieten dieses unverschämte Rip-Off sogar zum kostenpflichtigen Download an.

Von Sebastian Binder  

Wow, der Junge hat‘s wirklich drauf und darum ist es höchste Zeit, dass man ihn an dieser Stelle mal vorstellt: Angelo Gallianatzy heißt dieses elektronische Wunderkind und „sein“ Track „Explosions de Faible“ ist so gut, dass man denken könnte, dass ihn Format:B oder Super Flu produziert haben. Doch Moment, diesen Track haben tatsächlich die beiden deutschen Elektroriesen produziert, denn hinter „Explosions de Faible“ verbirgt sich nichts anderes als Super Flus Antichrist Remix von Format:Bs „Gospel“. Es ist eine 1:1-Kopie, die Angelo Gallianatzy ganz dreist auf seiner Soundcloud-Seite als sein eigenes Werk angepriesen hatte.

Nun ist das wohl noch nicht mal das Ungewöhnlichste, denn es gibt auf Soundcloud, YouTube und so weiter sicherlich genügend untalentierte Nichtskönner, die starke Tracks von richtigen Produzenten unter ihrem eigenen Namen hochladen und dadurch vortäuschen, dass dieser Geniestreich ihrem eigenen verqueren Gehirn entsprungen wäre. Bei Angelo Gallianatzys „Explosions de Faible“ liegt der eigentliche Hammer woanders: Portale wie Beatport oder Nowtrax bieten diesen Song zum kostenpflichtigen Download an, das heißt, dass dieser kleine Ripper mit Format:Bs und Super Flus Track Geld verdient. Eine absolute Unverschämtheit und vor allem eine unfassbare Peinlichkeit für die Portale. Insbesondere Beatport, als seriös arbeitendes Portal bekannt und geschätzt, darf ein derartiger Fehler nicht unterlaufen, denn es macht sich dadurch selbst lächerlich und vor allem unglaubwürdig. Seit sechs Monaten ist diese Kopie dabei mittlerweile dort zu erwerben. Eine besondere Ironie dieser Geschichte ist übrigens Folgendes: Der Original-Track von Format:B und Super Flu kostet auf Beatport 1,30 Euro, während man für das Rip-Off 1,56 Euro hinlegen muss. Man könnte fast darüber lachen, wenn es nicht so beschämend wäre.

Das Original: Format:B – Gospel (Super Flus Antichrist Remix)

httpv://www.youtube.com/watch?v=maQNMMyV6IA

 

Auf Format:Bs Facebook-Seite entwickelte sich sofort ein Sturm der Entrüstung, als Franziskus und Jakob diese Geschichte publik machten. Die Fans sind empört: „Guttenberg ist wohl unter die Musikproduzenten gegangen“, „Richtig dreckig“, „Da fällt einem direkt der Kinnlappen runter“ waren noch einige der freundlicheren Kommentare, die die Format:B-Fans posteten. Doch wie reagiert man nun auf einen derart dreisten Betrüger? Die Fans nahmen sich unmittelbar die Soundcloud-Seite Gallianatzys vor: „You really thought you could steal the track and nobody would notice… What a shame (Du dachtest wirklich, Du könntest diesen Track klauen und niemand würde es bemerken… Was für eine Schande)!“, schreibt etwa User Spinky als Kommentar unter „Explosions de Faible“. Und doch: Sechs Monate ist der kleine Raubkopierer damit durchgekommen und hat allem Anschein nach sogar noch Geld mit dieser Nummer verdient. Dennoch zeigte die Aktion schnell Wirkung, denn innerhalb weniger Stunden verschwand der Track von Gallianatzys Soundcloud-Seite.

Die dreiste Kopie: Angelo Gallianatzy – Explosions de Faible

httpv://www.youtube.com/watch?v=QEdhhOtv74g

 

Es wird interessant zu sehen sein, wie Format:B und Super Flu auf diese Geschichte reagieren. Alles andere als das Einleiten juristischer Schritte wäre eine große Überraschung. Gegen Gallianatzy selbst und sein Label Beat Ascension Recordings, das entweder dreist, dumm oder leichtgläubig genug war, diesen Track unter ihrem Dach zu veröffentlichen. Aber auch gegen Beatport und Nowtrax muss über juristische Schritte nachgedacht werden, denn Format:B und Super Flu ist hier eindeutig ein Schaden entstanden. Für Beatport dürfte das aber das geringere Problem sein. Das größere Problem wird sein, die durch diesen peinlichen Fehler verlorengegangene Glaubwürdigkeit wieder herzustellen. Bei den Fans, aber auch bei den Produzenten selbst. Denn im Jahr 2013 gibt es durchaus technische Möglichkeiten, neue Lieder mittels Software auf Plagiate zu überprüfen. Natürlich können sich, vor allem in der elektronischen Musikwelt, immer mal eine Melodie oder Bassline ähneln. Das kann passieren, ohne dass irgendeine böse Absicht dahintersteckt. Aber wenn Lieder wirklich 1:1 kopiert werden, dann muss derart dreisten Umtrieben definitiv ein Riegel vorgeschoben werden. Im Interesse der Musiker und der Fans.

Zum Abschluss noch eine kleine Message an Angelo Gallianatzy selbst: Wenn Du es nicht hinbekommst, selbst anhörbare Tracks zu produzieren, dann vergreif‘ Dich nicht an den Liedern etablierter Künstler! Das ist nicht nur dumm, peinlich und mit strafrechtlichen Konsequenzen verbunden, sondern es fügt der Musik selbst einen unermesslichen Schaden zu. Wir Fans müssen uns darauf verlassen können, dass die Musik auch von den Leuten gemacht wird, deren Name draufsteht, wenn wir sie mit kostenpflichtigen Downloads supporten sollen (das geht auch an die Adresse von Beatport und Co.). Kleine Betrüger wie Du, Angelo, fügen auch dem Nachwuchs in der elektronischen Musik großen Schaden zu, weil so mancher Fan das Vertrauen verliert, obwohl dieses Worst-Case-Szenario hoffentlich nicht eintritt. Ich persönlich würde mich freuen, wenn Du von Deinem Label mit einem Arschtritt gefeuert werden würdest und an Format:B und Super Flu ordentlich Schadenersatz zahlen müsstest. Denn nichts anderes haben Leute wie Du verdient…

Foto: Screenshot der Facebook-Seite Gallianatzys

2 Gedanken zu „Format:B, Super Flu und der dreiste Ripper

  1. schöner Artikel, schande über Gallianatzy!

    dennoch musste ich über „darauf verlassen können, dass die Musik auch von den Leuten produziert wird, deren Name draufsteht“ doch sehr schmunzeln…

    • Vielen Dank und „Schande über Gallianatzy“ kann ich nur unterschreiben. Ja, „produziert“ ist wohl etwas missverständlich, ich hab’s mal durch „gemacht“ ausgetauscht, obwohl man wahrscheinlich auch darüber streiten kann 😉

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