Was will uns dieser Blog eigentlich sagen? Braucht man tatsächlich eine Website, die sich ausschließlich um elektronische Musik dreht? Ja, man braucht sie. Denn es gibt zwar jede Menge geniale elektronische Musik, insbesondere hier in Deutschland, aber kaum Leute, die ernsthaft darüber berichten (wollen, können, dürfen). elektro-chronisten.de wird diesem Umstand nun endlich ein Ende machen. Eine Vorstellung.
Von Sebastian Binder
elektro-chronisten.de. Das klingt erstmal seltsam. Gezwungen krankhaft, technisch überversiert, verzweifelt aufmerksamkeitserregend. Nichts davon ist wahr und doch stimmt alles irgendwie ein bisschen. Es geht um Musik, zumindest das dürfte klar geworden sein. Um elektronische Musik, auch das sollte bei diesem Namen einleuchten. Elektro, dieses merkwürdigste, aber im Heute vielleicht auch faszinierendste Musikgebiet, die Musik der tausend Namen und Ausprägungen wird sie genannt und Fans streiten sich nicht selten darüber, in welcher Richtung des Elektro ein Track oder Künstler denn nun zu verorten ist. Minimal, Minimal Techno, Minimal House, House, Deep House, Techhouse, Hard House, Schranz, Trance, Acid, diese Liste ließe sich beinahe beliebig fortsetzen, da man nicht selten das Gefühl hat, dass jede Woche mindestens drei neue Bezeichnungen für elektronische Musik erfunden werden. Vielleicht ist Deutschland momentan die führende Nation auf diesem Musikgebiet, mit einer Vielzahl an genialen Produzenten und DJs, an abgefahrenen Underground-Partys und gigantischen Festivals, die alle das Gleiche eint: 125 Beats pro Minute, der Kick auf der eins und der drei, die Hi-Hat auf der zwei und der vier. Dazu eine kranke Bassline, eine oszillierende Melodie, vielleicht ein bisschen Gesang und fertig ist die Party. Berlin steht im Zentrum der deutschen Elektrolandschaft, aber mittlerweile ist das ganze Land vom elektronischen Virus infiziert, von Hamburg nach München, von Köln bis Leipzig sprießen talentierte Newcomer und neue Fans wie Pilze aus dem Boden und die Vielfalt, die Deutschland in dieser Musikrichtung mittlerweile zu bieten hat, ist wahrscheinlich weltweit unerreicht. Es ist daher höchste Zeit, diesen Umstand einmal entsprechend zu würdigen. Natürlich soll es auf diesem Blog auch um die Elektro-Künstler aus anderen Ländern gehen, denn selbstverständlich haben Amerikaner, Niederländer, Franzosen, Briten und Italiener, um nur ein paar zu nennen, in elektronischer Hinsicht ebenfalls einiges zu bieten. Doch der Fokus dieses Blogs wird auf der deutschen Elektro-Szene liegen, denn allein hierzu lassen sich ungefähr hunderttausend gute Geschichten schreiben. Mindestens.
Auf diesem Blog werden Texte über elektronischen Sound aller Art entstehen, Porträts über bereits etablierte Künstler, aber auch Newcomer werden die Chance erhalten, sich und ihren Sound vorzustellen. Es wird Album- und Konzertkritiken geben, Touren, Partys und Festivals werden angesagt, Interviews mit Künstlern und Veranstaltern, Wissenschaftlern oder einfach nur Fans gemacht. Wer Lust hat, darf auch selbst einen Text veröffentlichen, über seinen oder ihren Lieblingskünstler, ein neues Album, eine Party oder einen Festivalbesuch. Natürlich kann kein Geld dafür gezahlt werden, aber solche Veröffentlichungen machen sich im Lebenslauf immer gut, wenn man beispielsweise später mal ein journalistisches Praktikum oder ähnliches machen will. Oder man hat einfach nur Lust darauf zu schreiben und will das selbst Erarbeitete einmal veröffentlicht sehen. Auch solche Leute soll es ja geben. Ziel des Blogs wird es auf Dauer sein, ein Bild der elektronischen Landschaft zu zeichnen, das selbstverständlich nie vollständig sein kann und wird, aber Fans und solchen, die es werden wollen, ein umfassendes Bild über diese Musik liefert. Dieser Blog ist zunächst ein Experiment, er wird nicht sofort perfekt sein. Das ist auch nicht sein Anspruch. Er entspringt nur den Gedanken eines Menschen, der zwanghaft schreibt und elektronische Musik hört. Oder anders ausgedrückt: Der ein chronisch-elektronisch Elektro-Chronist ist.