„Wir wollen positive, tanzbare Vibes“

Elektronische Musik muss vor allem gute Laune machen. Darauf legen The Chosen Two im Interview mit elektro-chronisten.de Wert. Zudem reden sie über ihre Pläne für ein Album, was für sie einen guten DJ ausmacht und wie denn überhaupt ihr „auserwählter“ Name zustande gekommen ist. Und dann erzählen sie noch, warum es vorkommen kann, dass es auf der Tanzfläche im Club plötzlich nach Omas alter Unterhose riecht.

Von Sebastian Binder  

Tilman und Sebastian oder anders ausgedrückt: The Chosen Two machen schon seit einer ganzen Weile die deutsche Elektrolandschaft unsicher. Nachdem sie früher unter anderem als „Wiesel & Captain Koma“ hinter den Decks standen, liegt nun ihr Fokus auf The Chosen Two. Mittlerweile bringen sie es schon auf eine beachtliche Liste an Veröffentlichungen und haben auch ihr eigenes Label „Powder & Louder“ am Start. Grund genug also für elektro-chronisten.de, die beiden mal zum Gespräch zu bitten, in dem sie die ein oder andere erhellende Anekdote auf Lager haben:

Warum fühlt ihr euch „auserwählt“?

The Chosen Two: Uh, schwierige Frage, die uns schon ein paar mal gestellt worden ist. Eigentlich haben wir keine richtige Antwort darauf.

Versucht es trotzdem mal.

The Chosen Two: Ursprünglich kommt der Name von einer alten Funk-Schallplatte, auf der ein Lied „Chosen Few“ hieß. Die Platte hing uns im Studio die ganze Zeit vor der Nase herum und da wir keine Lust auf dieses Deutscher-Vor-und-Nachname-Konzept hatten, haben wir uns in Anlehnung an diese Scheibe einfach „The Chosen Two“ genannt. Reicht das als Begründung?

Ausnahmsweise lassen wir das durchgehen. Euch gibt es ja als Projekt bereits seit 1999, wenn auch damals noch unter anderem Namen. War es für euch immer klar, dass eure berufliche Zukunft in der Musikbranche liegt?

The Chosen Two: Der Traum war es natürlich immer, aber dass es dann tatsächlich so gelaufen ist, hat sich erst im Laufe der Jahre ergeben. Wir haben während unseres Studiums und unserer Ausbildung schon immer nebenbei aufgelegt, um das finanziert zu bekommen. So kam dann eines zum anderen.

Ihr wohnt mittlerweile in Berlin. Ist das eigentlich eine zwingende Voraussetzung, wenn man elektronische Musik produziert, weil man ja häufig das Gefühl hat, dass sich mindestens 80 Prozent der Szene auf diese Stadt konzentrieren?

The Chosen Two: Eine zwingende Voraussetzung ist es sicherlich nicht, denn es gibt ja genügend Global Player in der Elektrowelt, die nicht in Berlin wohnen. Andererseits erleichtert es natürlich vieles. Hier kann man eben auch mal unter der Woche in einem Club spielen. Was die produktionstechnische Infrastruktur betrifft, wenn man zum Beispiel mal schnell ein paar Platten pressen lassen will, ist Berlin ebenfalls ganz weit vorne. Und früher war es zudem noch extrem billig von den Lebenshaltungskosten her, was man mittlerweile allerdings nicht mehr behaupten kann.

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Kommen wir mal zum eigentlichen Thema: Eurem Sound. Wie definieren die Chosen Two ihre Vorstellung von elektronischer Musik?

The Chosen Two: Das ist gar nicht so leicht zu beschreiben. Generell kann man auf jeden Fall sagen, dass unsere Tracks immer einen positiven Vibe haben sollen und tanzbar sein müssen. Unsere Lieder sollen die Leute unter keinen Umständen irgendwie runterziehen. Wir sind von vielen Sachen beeinflusst und benutzen daher auch viele Samples aus Liedern, die wir gut finden. Natürlich versuchen wir dabei, dem Sound unseren eigenen Stempel aufzudrücken. Wenn wir im Studio arbeiten, gibt es da unterschiedliche Herangehensweisen: Entweder einer von uns hat eine konkrete Idee für einen Song oder wir lassen eben einfach nur ein paar Samples durchlaufen und wenn wir Glück haben, kommt irgendetwas Anhörbares dabei raus.

Im Netz geistert das Gerücht herum, dass in nächster Zeit mit einem Album von euch zu rechnen ist. Wie steht‘s denn damit?

The Chosen Two: Ja, das ist so eine Geschichte. Vor haben wir das irgendwie schon lange, aber es hat sich noch nicht so wirklich ergeben. Denn eigentlich musst du dich für ein Album mindestens drei Monate hinsetzen und sagen: ‚Ich mache jetzt ein Album und nichts anderes‘. Hinzu kommt, dass man auch Leute wie Sängerinnen oder Sänger engagieren muss, was natürlich ein großer Aufwand ist. Es ist auf jeden Fall für 2013 mal angedacht, aber wenn, dann erst Richtung Herbst oder Winter.

Ihr habt mit „Powder & Louder“ mittlerweile euer eigenes Label. Welche Motivation steckte hinter der Gründung?

The Chosen Two: Wir hatten einfach keine Lust mehr darauf, dass wir Sachen produzieren und die dann erst bei irgendwelchen anderen Leuten anbieten müssen. Mit dem ganzen Hin und Her dauerte das manchmal bis zu drei Monate, bis das Teil endlich mal erschienen ist. Daher haben wir beschlossen, ein eigenes Label zu gründen. Momentan veröffentlichen wir darauf fast ausschließlich Sachen von uns. Aber wer weiß, wenn sich irgendwann einmal talentierte Leute finden, dann könnten wir uns vorstellen, auch von denen mal was herauszubringen. Warum nicht?

Kommen wir mal zum Thema DJing. Was ist eure bevorzugte Art des Auflegens? Vinyl, CD, MP3?

The Chosen Two: Wir haben ja eigentlich alles schon durchgemacht. Angefangen haben wir mit Vinyl, dann kamen CDs und mittlerweile ist ein USB-Stick unser ständiger Begleiter. Letztlich denken wir, dass das jeder DJ für sich selbst entscheiden muss. Man kann mit Vinyl geile Sets auflegen und mit MP3 schlechte. Umgekehrt ist es das gleiche. Für uns ist wichtig, dass es schlicht und ergreifend ein gutes Set ist. Mit welchem Medium das zusammengemischt wird, ist uns dabei egal. Als DJ kommt es in erster Linie darauf an, dass man die Crowd und die Situation im Club lesen kann. Wenn du das Warm Up spielst, legst du anders auf, als wenn die Tanzfläche schon am Kochen ist. Wir halten das ganz genauso. Denn das zeichnet letztlich gute DJs aus.

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Ihr seid ja schon lange als DJs aktiv und habt schon in den unterschiedlichsten Locations gespielt. Gibt es trotzdem einen Auftritt, der euch bis heute im Gedächtnis geblieben ist?

The Chosen Two: Den gibt es tatsächlich. Wir haben mal in einem Club in Coburg aufgelegt. Kurz vor unserem Auftritt gab es allerdings einen großen Stromausfall. Als der Strom wieder da war, schien alles ganz normal zu sein. Wir spielten unser Set und es ging richtig ab. Das Dumme war nur, dass durch den Stromausfall die Heizung in diesem Club scheinbar beschädigt worden ist. Plötzlich platzte ein Heizungsrohr in der Wand und das Wasser schoss heraus auf die Tanzfläche.

Nicht euer Ernst…

The Chosen Two: Doch, das ist wirklich so passiert. Auf einmal war der Club voller Heizungswasser, das roch wie Omas alte Unterhose. Der Club wurde geräumt, damit das Leck geschlossen werden und die Tanzfläche zumindest einigermaßen gesäubert werden konnte. Nach einer Stunde ging‘s dann wieder weiter. Und weil das alles so geisteskrank war, war es letztendlich eine Spitzenparty. Trotzdem wollen wir das nicht unbedingt nochmal erleben.

Üble Geschichte. Zum Abschluss noch: Was dürfen die Fans von The Chosen Two in nächster Zeit von euch beiden erwarten?

The Chosen Two: Gerade ist die „We Don‘t Kehr EP“ von uns erschienen. Hier sind mit „We Don‘t Kehr“ und „Mean & Evil“ zwei neue Tracks von uns drauf. Außerdem haben wir noch eine frisch abgemischte Version von unserem Klassiker „Die Orgel“ mit dazu gepackt. Von „We Don‘t Kehr“ gibt es auf der Scheibe außerdem noch einen schönen Remix von Erik Christiansen, der etwas deeper daherkommt und dem ganzen zusätzlich eine spezielle Note verleiht. Und es gibt, wie gesagt, noch diese Sache mit dem Album. Aber das sehen wir dann…

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