Was macht eigentlich ein Label in der elektronischen Musikszene? Eine spannende Frage, auf die es eine Menge Antworten gibt. Wir wollen uns das künftig mal genauer anschauen und werden verschiedene Labels vorstellen. Den Auftakt macht das noch junge Label Millennium Kollektiv, das aber in der kurzen Zeit seines Bestehens schon einige beachtliche Dinge angeschoben hat.
Von Sebastian Binder
Werfen wir einen Blick nach Nordrhein-Westfalen, genauer gesagt in den Osten davon. Kein Hotspot für elektronische Musik? Stimmt nicht, das beweist das junge Label Millennium Kollektiv, das derzeit noch in Geseke agiert und demnächst in Paderborn aufschlagen wird. Ein Zwei-Mann-Unternehmen, das aus Andre Schneider und Maximilian Kummetat besteht, und dessen Stein Mitte 2020 so richtig ins Rollen kam.
„Wir sind beide DJs und haben uns auf Gigs in einem Club in Soest kennengelernt. Nach einiger Zeit haben wir dann herausgefunden, dass wir beide die gleichen Genres mögen und unsere Zusammenarbeit immer super funktioniert“, erzählt Andre gegenüber elektro-chronisten.de von den Anfängen des Labels. „Da ich schon selbst hier und da ein paar Produktionen veröffentlicht habe und durch Verträge mit anderen Labels schon einiges an Erfahrungen gesammelt habe, kam uns irgendwann der Gedanke, was Eigenes aufzubauen.“
Was in einem ersten Schritt zunächst mal Formalitäten bedeutet, denn klar: Der Gedanke, ein eigenes Label zu haben, ist aufregend, aber vor dem Glamour kommt zunächst die Bürokratie: „Das Kollektiv musste natürlich auf dem Papier stehen, also schlossen wir uns zusammen und gründeten eine GbR, schlossen Verträge mit GVL und Vertrieben. Durch bereits vorhandene Kontakte in der Musikszene konnten schnell die ersten Emails versendet werden, eine kleine Fanbase entstand“, erklärt Andre.
Wie sieht die Arbeit bei einem Label aus?
Und dann kann man sich endlich auf das Wesentliche fokussieren: Die Musik. Wobei Millenium Kollektiv hier versucht, sich nicht nur auf einzelne Titel zu konzentrieren, sondern einen großflächigeren Ansatz verfolgt: „Wir lieben Techno,Tech House, Partys, Freunde und gute Laune – und das spiegelt sich in unserer Musik wider. Jede Demo ist bei uns willkommen und uns ist nicht wichtig, wie etabliert ein Künstler bereits ist“, so Andre. „Es geht uns ums ‚Komplettpaket‘ – Musik verbindet, das haben wir in unserer Zeit als Label bereits häufiger erfahren dürfen. Wir pflegen zu vielen Künstlern ein freundschaftliches Verhältnis und sind mit einigen sogar privat in Kontakt. Wir interessieren uns für die Künstler an sich, nicht nur deren Musik.“
Das klingt für viele jetzt sicher erst einmal nach dem besten Job der Welt und es nicht einmal ausgeschlossen, dass er das auch ist, aber damit keine Missverständnisse aufkommen: Das Betreiben eines Labels ist mit einer Menge, wirklich einer ganzen Menge Arbeit verbunden. „Es gilt zuerst, Demos anzuhören. Nachdem wir uns überlegt haben, welcher Track am besten zum Label passt, wird geprüft, ob der Track noch gemastert werden muss. Sollte das der Fall sein, übernimmt ein Mastering Engineer diese Tätigkeit. Ist der Track fertig, sammeln wir Ideen für das Cover, welches dann im Anschluss angefertigt wird“, zählt Andre auf. „Vom kreativen Teil geht es über in die Formalitäten und wir arbeiten Marketingstrategien aus, wo der Titel am besten passt, welches Radio und welche DJs in Frage kommen usw.. Die gesammelten Ideen werden schlussendlich zusammengetragen und daraus ergibt sich eine meist sehr lange Liste…“ Wobei das nur ein Teil der Arbeit ist, auch Scouting gehöre dazu, erklärt Andre, also dass man sich in Clubs und anderen Locations umhört, DJs anspricht, die auch produzieren, und auf diese Weise Kontakte knüpft.
Wo geht die Reise hin?
Denn schließlich sind es am Ende des Tages die Artists, die das Label repräsentieren und die den Großteil des Spaßes an diesem Job ausmachen. „Wir unterstützen unsere Artists mit sehr fairen Verträgen, keine Zahlen an dieser Stelle, aber so viel sei gesagt: Uns geht es nicht ums Geld. Wir möchten den Künstlern einen schönen Release bereiten, hoffen natürlich auf Erfolg des Releases, damit der Artist wachsen kann. Viele Dinge unserer Angebote sind vertraglich nicht geregelt, die zahlen wir als Label aus eigener Tasche, ohne den Künstler damit zu belasten, weil wir den Künstler wachsen sehen wollen.“
Denn auch wenn in Zeiten der Digitalisierung sich Künstler im Endeffekt selbst vermarkten können, ist sich Andre sicher, dass die Vorteile, bei einem Label zu sein, definitiv überwiegen: „Man kann die ganze Arbeit für sich erledigen lassen. Promotion, Vermarktung, Grafiken, Planung. All das muss der Künstler bei einer Selbstvermarktung allein übernehmen. Arbeitet er mit einem Label, profitiert er oft von Erfahrung und einer Bandbreite an Kontakten, welche die eigene Karriere auf ein neues Level bringen können.“
Mit dem Umzug nach Paderborn steht für das Millennium Kollektiv nun eine neue Etappe an und die beiden Jungs haben in nächster Zeit noch eine Menge vor: „Bald sollen häufiger auch Vinyls in kleiner Stückzahl erscheinen, um den Hörern auch die Möglichkeit zu geben, „ihren“ Titel in der Hand halten zu können“, gibt Andre einen Ausblick. „Wir connecten uns stetig mit vielen neuen Menschen in der Szene, sind auf Veranstaltungen unterwegs und möchten zukünftig fester Bestandteil des Nachtlebens sein. Generell kann man aber sagen, dass wir offen wir Neuerungen und Änderungen sind, kurz gesagt: Wir sind flexibel was die Zukunft anbelangt.“ Und das muss man sicherlich in einer sich immer wieder schnell wandelnden Szene wie der elektronischen Musik auch sein. Aber das Millennium Kollektiv scheint dafür ganz gut gerüstet…
Das sind die nächsten Releases bei Millennium Kollektiv
08.10.2021 – STEPNEX – Essence (+4AM Mix)
15.10.2021 – Blachord – Far Off Resistance (Original Mix)
22.10.2021 – HIMOXY – Keep Vibing (Original Mix)
29.10.2021 – TheSheriffDJ – Hypnosis EP
05.11.2021 – NACHTVOGEL – Drifting Emotions (Original Mix)
12.11.2021 – STEPNEX – Through Space and Time EP
Hier findet ihr Millennium Kolletiv online
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