Jonas Mantey: Wie alt? Wirklich?

Aus Berlin kommt der elektronische Sound der Zukunft. Niemand unterstützt diese These momentan besser als Jonas Mantey. Wenn man sich seine Tracks anhört, dann kann man kaum glauben, dass dieser Produzent erst 16 Jahre alt sein soll, so routiniert und vor allem großartig hören sich seine deepen Klänge an. Mantey gehört zu den großen Nachwuchshoffnungen der deutschen Elektrowelt. Und das völlig zu recht.

Von Sebastian Binder  

Wenn man zum ersten Mal „Traumtänzer“ hört, denkt man als Freund elektronischer Musik zunächst instinktiv: „Wow, was für ein großer Track. Wie stark komponiert, wie elegant die Harmonien ineinander überfließen, wie sicher das alles von Beats und Bässen unterstützt wird. Der Typ muss ja schon Ewigkeiten dabei sein.“ Umso größer fällt dann das Staunen aus, wenn man im Netz nach „Jonas Mantey“ sucht und feststellt, dass es sich hier um einen 16-Jährigen handelt. 16? Kann das wahr sein? Mit 16 baut man bereits solche Sounds? Tatsächlich, es ist wahr und so verwundert es eben nicht mehr, dass Jonas Mantey als eine der größten Nachwuchshoffnungen der hiesigen Elektro-Szene gilt. Keine Frage, wer in so jungen Jahren soundtechnisch schon so weit vorne ist, dem gebührt das Attribut „Nachwuchshoffnung“ zweifelsohne zu recht.

Aber wie kommt man in diesem Alter überhaupt dazu, solche Klänge zu produzieren? „Das mit dem Musik machen hat ja erstmal seine Wurzeln im Hören von dieser Musik. Und das habe ich ganz klar meinem persönlichen Umfeld zu verdanken. Auch wenn ich ‘damals’ noch gar nicht richtig begriffen habe, in welchem Kontext man solche Musik spielt oder woher diese Musik kam, hat sie mich schon immer fasziniert und begeistert“, sagt Mantey gegenüber kultmucke.de. Aber warum dann Techno? „Ich glaube, ich habe einfach schon früh erkannt, dass gerade Techno mehr ist als nur ein Kick, der 24 Stunden durchhämmert. Dann habe ich mich langsam darin versucht, selbst so etwas zu machen. Am Anfang war’s natürlich noch längst nicht das, was es jetzt ist. Aber ich habe nie, sage ich mal, das grobe Genre elektronische Musik verlassen.“

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So ist das also. Will man Manteys Sound einem Genre besagter elektronischer Musik zuordnen, dann trifft es „Deep Techhouse“ möglicherweise am Besten. Es leuchtet zudem ein, dass er Paul Kalkbrenner und Kollektiv Turmstrasse zu seinen Inspirationen aus musikalischer Richtung zählt, denn gewisse Parallelen lassen sich für den geübten Hörer durchaus entdecken. Doch natürlich gibt es auch andere Inspirationsquellen für ihn: „Das können Erlebnisse und Gefühle aus dem eigenen Umfeld sein. Aber auch pure Fantasie. Es gibt für mich dabei nicht so eine Vorstellung wie: ‚So, ich habe heute Nachmittag nichts vor. Ich mach mal ein bisschen Mukke.‘ Das klappt zu 99% nicht.“ Fakt ist, dass alle bisher produzierten Tracks von Mantey stets eine Mischung aus Entspannung und guter Laune hervorrufen und man sich beim Hören nur zu gut vorstellen kann, wie man im Rosi‘s die aufgehende Sonne über den Dächern der Hauptstadt zu dieser Musik beobachtet.

Empfehlenswert sind neben „Traumtänzer“ vor allem seine Tracks „Frei“ und „Einfach Sommer“, die in der bitterkalten Jahreszeit wenigstens einen Anklang von Frühlingsgefühlen verbreiten und herbstliche Trübsal für ein paar Minuten vergessen lassen. „Ich lasse bewusst viele Sachen offen um den Hörer anzuregen, sich besser auf die Tracks einzulassen, sie vielleicht besser genießen zu können. Und jeder kann sich seinen eigenen Teil zu dem Track vorstellen, wie bei einer erzählten Geschichte“, beschreibt der Berliner die Hintergedanken zu seiner Musik. Nun, die meisten Leuten werden sich wohl „Gute Laune“, „Abschalt-Programm“ und „Anti-Depressivum“ zu seinem Sound denken und das sind schließlich nicht die schlechtesten Emotionen, die Musik hervorrufen kann.

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Auch als Remixer lässt Mantey aufhorchen. Seine Uminterpretation von Sailor & I‘s „Tough Love“ hört sich durchaus vielversprechend an und trägt den zwei- bis vieldeutigen Namen „Triebkraft Remix“. Welcher Trieb damit gemeint ist, sei einmal dahingestellt, denn schließlich müssen Texte, die einen 16-Jährigen zum Zentrum haben, auch jugendfrei sein. Nein, keine Spekulationen an dieser Stelle. Nur so viel sei gesagt: Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass dies nicht der letzte Remix gewesen sein wird, den Jonas Mantey aus seinem Ableton-Studio zaubert.

Mittlerweile ist Mantey auch als DJ unterwegs, ob in Mönchengaldbach oder Düsseldorf, sein September-Set zeigt jedenfalls, dass es sich durchaus lohnen könnte, Mantey einmal live am Mixer zu erleben. Genug Gelegenheiten werden sich in naher Zukunft sicherlich finden lassen.

Abschließend bleibt zu sagen, dass man nur hoffen kann, dass Mantey auch zukünftig so feinen Sound produzieren wird und sich nicht von Schule und anderen Unwichtigkeiten abhalten lässt (ja, liebe Moralapostel, das war natürlich ironisch gemeint). Aber nachdem sich der Erfolg mittlerweile überdeutlich einstellt, muss man sich deswegen wohl keine Sorgen machen. Deshalb: Jonas Mantey im Auge behalten. Als Elektro-Fan wird man es nicht bereuen…