AKA AKA: Techno und Trompeten!

Seit fast vier Jahren mischen ein Emder und ein Saarländer die Techno-Szene gehörig auf. Hannes und Holger, besser bekannt als AKA AKA, gehören momentan zum Angesagtesten, was die deutsche Elektromusikwelt zu bieten hat. Daran ist auch ihr trompetender Mitstreiter Thalstroem nicht unschuldig. Doch wie ist der Erfolg zu erklären? Liegt es am Ende daran, dass die drei jede Menge einflussreiche Politiker kennen?

Von Sebastian Binder  

Was haben Alexander Dubcek, Mao Tse-Tung, Idi Amin, Helmut Kohl, Günter Gaus, Erich Honecker und Gerhard Stoltenberg gemeinsam? Sie sind alle Menschen der Geschichte, deren politisches Wirken historisch, wichtig, umstritten bis geisteskrank genannt werden kann? Das ist richtig. Aber warum sollte das jemanden auf diesem Blog interessieren? Tut es nicht. Denn diese sieben Personen haben noch etwas anderes gemeinsam: Sie sind alle Teil der Lyrics von AKA AKAs und Thalstroems „Dupscheck“. Eher interessant? Das kann man so sehen. Vor allem wenn man AKA-AKA-Fan ist und davon gibt es heutzutage nicht gerade wenige. Zumindest wenn man diesem Gesichterbuch Glauben schenkt, das für AKA AKA die fast schon magische Zahl von 225.000 Gefällt-mir-Klickern (Stand: Dezember 2012) aufruft. Können sich derart viele Leute irren? Das scheint kaum möglich und wenn man sich mit dem Sound von den beiden Beatbastlern und dem trompetenden Thalstroem näher beschäftigt, dann wird schnell klar, dass ein Irrtum in diesem Fall ausgeschlossen ist.

Aber beginnen wir von vorne. Wie so viele Geschichten aus der elektronischen Musikwelt beginnt auch die von AKA AKA in Berlin. Wir schreiben das Jahr 2008. In den USA wird zum ersten Mal ein Afroamerikaner Präsident, No Country for Old Men bekommt den Oscar als bester Film und Deutschland wird schon wieder nicht Fußball-Europameister. Auf irgendeinem Festival in der chronisch feierwütigen Hauptstadt laufen sich zu dieser Zeit der Saarländer Hannes und der Emder Holger über den Weg. Nachdem sie sich in der Folge auf diversen Partys öfter an den Decks getroffen haben, fehlte nur noch ein kleiner Katalysator, um den nächsten Schritt zu wagen, wie sie den Kollegen von House2Electro verraten haben: „Nach einer durchzechten Nacht entstand der Plan, sich mal im Studio zu verabreden.“ Man könnte nun sagen, der Rest ist Geschichte, doch so einfach machen wir es uns nicht. Denn die erste Frage, die sich stellt: „Warum eigentlich AKA AKA?“ Hannes hat dafür eine einleuchtende Erklärung: „Mir schwirrten viele Namen im Kopf herum und beim aufzählen setzte ich immer A.K.A. (also known as) dazwischen. So und so AKA blablabla.. AKA.. AKA… dann hatte ich die Eingebung: AKA AKA.“ Es wäre wohl übertrieben, diese Eingebung fast göttlich zu nennen, aber sie war sicherlich nicht unklug, denn der Name AKA AKA erfüllt zwei Bedingungen zugleich: Er ist einprägsam und vor allem macht er neugierig.

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Nachdem also die Formalitäten aka (aka?) Nebensächlichkeiten erledigt waren, konnten sich die beiden ihrer eigentlichen Aufgabe widmen: Sound produzieren. Und das funktionierte von Anfang an extrem gut. Der Original-Woody-Woodpecker brachte 2009 die Tanzflure der Republik zum Glühen und der „Sandpiper“ stand dem in nichts nach. Der vielleicht beste Track dieser Phase war allerdings „Tigerente mit Reis“. Wenn die Bassdrum zum asiatischen Wie-hieß-es-noch-Saiteninstrument einsetzt, kann man sich beinahe vorstellen, wie sogar der alte Wirrkopf Mao Tse-Tung zu Grooven anfängt. Dass AKA AKA ein verdammt großes Spektrum musikalischer Einflüsse abdecken, wurde bereits zu diesem Zeitpunkt mit ihren Remixen deutlich, zum Beispiel mit ihrer Version von Budzillus Balkan-Beat-Nummer „Taksi Taksi“, die man auch heute noch problemlos in jedem Club auflegen kann, wenn das Publikum einzuschlafen droht.

Im Jahr 2010 kam es dann zu einer weiteren schicksalhaften Begegnung: Hannes und Holger begannen mit dem eigentlich aus dem Jazzbereich stammenden Trompeter David Thalstroem zu kooperieren und heraus kam eine Form elektronischer Musik, die man bis dato noch nicht gehört hatte. Nach ersten Remixen unter anderem von Christian Fischers „Black Coffee“ reifte die Idee zu einem gemeinsamen Album mit dem Trompetenguru, das AKA AKA auf ihrem eigenen Label Burlesque Musique unter dem Titel „Varieté“ veröffentlichten. Das Resultat kann sich hören lassen, zahlreiche Tracks haben fast schon Kultcharakter wie „What matters“ mit Umami, „Relajate“ und natürlich „Dupscheck“. Bei letzterem bediente man sich einer alten Nummer von Komiker Otto Waalkes, die allerdings von Thalstroem und AKA AKA selbst eingesungen wurde. Vielleicht sollte man die Wahlberliner daher auch als potentielle Vertreter Deutschlands für den nächsten Eurovision Song Contest in Erwägung ziehen. Nein, so weit ist es glücklicherweise noch nicht.

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Denn im Gegensatz zur meist komatösen Gebührenmusikfarce brennen AKA AKA und Thalstroem bei ihren Auftritten schweißtreibende Feuerwerke ab, bei denen eigentlich kein T-Shirt im Publikum trocken bleibt. Hannes und Holger liefern die Beats und Thalstroem trompetet sich die Lunge aus dem Leib. Heraus kommt ein Live-Erlebnis der ganz besonderen Art, dessen anschiebender Wirkung sich eigentlich niemand im Publikum entziehen kann. Es verwundert daher nicht, dass AKA AKA ein irres Programm an Auftritten durchziehen, vom Festival bis zum Mini-Club ist alles dabei, denn: „Es kommt nicht auf die Größe oder den Namen des Clubs an, sondern auf die Crowd. Die hat uns zum Glück noch nie im Stich gelassen.“ Nun, das dürfte auch in absehbarer Zeit nicht passieren, außer AKA AKA verirren sich versehentlich aufs Frühlingsfest der Volksmusik. Obwohl, vielleicht lassen sich sogar da ein paar neue Gefällt-mir-Klicker rekrutieren.

Im Jahr 2012 haben AKA AKA und Thalstroem ihr Varieté-Album von zahlreichen Elektro-Größen remixen lassen und auch hier sind mithilfe von etwa Ellen Allein, Joachim Pastor und Stereo Express einige sehr hörenswerte Tracks entstanden. Man darf gespannt sein, was das Jahr 2013 aus AKA-AKA-Sicht bringen wird. So viel kann man wohl schon prophezeien: Es werden sicherlich einige Überraschungen aus der Elektro-Wunderkiste dabei sein. Und falls sich die Inspiration nicht einstellen will, kann man ja einfach die Namen von ein paar Politikern singen und einen Beat drunter legen. Wie wär‘s zum Beispiel mit Herta Däubler-Gmelin, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Karl-Theodor zu Guttenberg? Hm, das könnte funktionieren…

Foto 1: AKA AKA

Foto 2: AKA AKA mit Thalstroem (Mitte)