Das Fachpersonal: Sound mit Expertise

Zwei Newcomer aus dem deutschen Norden wollen die Elektrowelt mit ihrer fachlichen Expertise hinsichtlich Klangproduktion und -mischung beglücken. Und nun zur interessanten Frage: Gelingt ihnen das? Durchaus, kann man da nur sagen, denn was die beiden im Studio und hinter den Turntables bislang abliefern, ist fachlich einwandfrei. Und auch hinsichtlich ihrer Zukunft haben die beiden schon sehr genaue Vorstellungen.

Von Sebastian Binder  

Leute vom Fach zu finden ist nicht immer leicht. Die deutsche Wirtschaft singt dieses leicht nervige Lied schon seit Jahren und die Dauerrotation dieser Schallplatte hat mittlerweile etwas ziemlich Abgestandenes. Wer aber nun denkt, dass es in diesem Text darum geht, dass mehr Leute Maschinenbau oder Elektrotechnik studieren sollten, der ist auf dem Holzweg. Denn Thema dieses Artikels ist Das Fachpersonal aus der Elektroszene. Ein verflucht intelligenter Twist für den Einstieg in einen Artikel, oder? Nein? Na gut, dann eben nicht.

Fest steht, dass auch in der Elektrowelt der Musik Leute vom Fach gebraucht werden und genau das haben sich Christian und Rifat alias „Das Fachpersonal“ zur Aufgabe gemacht. Die beiden kennen sich seit 2007, wohnen mittlerweile in einer WG und teilen die Leidenschaft für den elektronischen Klangkosmos. Warum sie sich dann aber selbst als „Fachpersonal“ bezeichnen, bedarf dann doch einer Erklärung. „Das hat sich auf einer klassischen Hausparty durch mangelhafte Technik ergeben, man tritt ja auch nicht mit einem Trabbi in der Formel 1 an und so wird man halt unserer Meinung nach eben nicht fach-kompetent, wenn man sich nicht auf seine Erfahrung und auf sein Equipment verlassen kann“, erzählen die beiden gegenüber elektro-chronisten.de. „Ergo: Man braucht Fachpersonal – egal ob im Supermarkt an der Kasse, um ein gutes Event zu organisieren oder um guten Sound zu präsentieren. Als uns das in der Session klar wurde, haben wir uns diesen Schuh angezogen.“ So ist das also.

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Aber machen wir doch einmal die Probe aufs Exempel: Wie fachkundig ist ihr Sound tatsächlich? Wenn man sich ein bisschen durch ihren Soundcloud-Account hört, dann stellt man schnell fest: Fachlich ist das einwandfrei. Das leicht verträumte „Deep Hole“, das ziemlich anschiebende „Sven wäscht“, das krawallige „Skinner-box“ oder das deepe „Losing The Better Side“ sind alles Tracks, die durchaus Kompetenz in der Elektroproduktion beweisen. Was dabei aber vor allem auffällt, ist, dass ihr Sound ein ziemlich weites Spektrum an elektronischer Vielfalt abdeckt, was für Newcomer durchaus ungewöhnlich ist. Wenn sie ihre Musik beschreiben sollen, dann machen sie das mit einem Zitat von Nik Novak (der Soundtechniker aus Köln?): „Wir möchten Gruppenerlebnisse schaffen, indem wir durch Beschallung Raum in Anspruch nehmen.“ Klingt interessant, aber wie steht‘s mit dem eigenen Anspruch? „Was die eigenen Produktionen angeht, geht es uns nicht darum, Nummer-1-Hits zu landen, sondern darum, langfristig für guten Techno und Qualität zu stehen. Gerne Detroit, aber auch minimalistisch.“ Derzeit steht Das Fachpersonal beim jungen Oldenburger Label Cubetribe Records unter Vertrag und hat dort auf den EPs „Schub Cube“ und „Rubik‘s Cube“ schon sehr interessanten Sound beigesteuert. Vor allem ihr Remix mit MonoTony von T.S.H.s „Borboletta“ und ihr ebenfalls mit MonoTony produziertes „Zauberwürfel“ lohnen ein Reinhören allemal.

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Auch als DJ-Team haben sich die beiden mittlerweile einen Namen gemacht, stecken beim Auflegen aber im selben moralischen Vinyl-CD-MP3-Dilemma wie die meisten anderen DJs des Landes. „Am liebsten würden wir nur Vinyl spielen, da wir allerdings die ein oder andere eigene Nummer und viele neue Sachen auflegen wollen, ist die Timecode-Scheibe ein stetiger Begleiter, löst den Koffer aber trotzdem nicht ab. Wenn es sein muss, haben wir auch irgendwo einen USB-Stick mit dem wir dann halt die CD-Player füttern.“ Einen USB-Stick in den CD-Player stecken? Hier scheint ein fachlicher Fehler vorzuliegen, vielleicht muss man sich aber auch nur einen kleinen Zwischenschritt dazudenken. Auf jeden Fall sind die beiden schon ein wenig rumgekommen und haben ihren Sound dabei fachkundig ans Publikum weitergegeben. „Cool waren auf jeden Fall die Partys im Berliner Morlox Club bis weit nach 12 Uhr Mittags. Oder die Menschenmasse, die wir im Kölner Sensor Club noch beschallen durften. In besonderer Erinnerung ist uns jedoch dieses eine Mal geblieben, als wir in den Katakomben eines finsteren Gewölbes gespielt haben, wo tellergroße Putzstücke von den Wänden und der Decke bröckelten. Auch unsere niederländischen Nachbarn aus Groningen sind unserem Sound nicht abgeneigt und laden uns immer mal wieder ein, was für uns wirklich interessant ist.“ Ja, diese Holländer haben tatsächlich ein paar interessante Sachen, die man auf diese Art und Weise in Deutschland nicht unbedingt findet.

Und wie sieht die fachliche Zukunft in der Personalbranche aus? „Neben weiteren Releases auf Cubetribe Records kommt vielleicht bald unsere erste Vinylpressung. Zudem hat schon das ein oder andere Festival an die Tür geklopft und so wird sich der Sommer für uns wahrscheinlich von A nach B durchs Land ziehen, was natürlich das Allerschönste für uns ist.“ Na, dann bleiben wir einmal gespannt, was dieses Fachpersonal in nächster Zeit so zu bieten hat. Dass der Elektrowelt Personal vom Fach jedenfalls nicht schaden kann, haben die beiden schon einmal bewiesen…

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