W!LD KAT: Böses, nettes Beatraubtier

Wie stellt man sich den Sound einer Wildkatze vor, wenn sie auf elektronische Safari geht? Um diesem Thema ein wenig auf den Grund zu gehen, sollte man sich vielleicht einmal mit W!LD KAT beschäftigen. Die Newcomerin legt mit „Deep Roarmantic“ ein feines Debut hin und der titelgebende Track lässt tief in das Reich der wilden Katzen blicken. Und auch die DJ-Sets von W!LD KAT sind wirklich alles andere als gewöhnlich.

Von Sebastian Binder  

Es gibt wohl kaum eine Spezies im Reich der Tiere, die so viele Facetten hat wie die Familie der Katzen. Furchteinflößend wie Tiger, grazil wie Panther, mysteriös wie Leoparden oder einfach nur liebenswürdig wie Hauskatzen. Schon die alten Ägypter wussten um die mystische Faszination der Katze und daher verwundert es nicht, dass sie eine Katzengöttin namens Bastet verehrten. Diese war neben dem etwas klischeehaften Bereich der Fruchtbarkeit auch die Göttin der Freude, des Tanzes, der Musik und der Feste. Und wenn man um diese Analogie weiß, dann erscheint es als durchaus sinnvoll, wenn man seine Künstlernamen nach katzenartiger Destination wählt.

Es ist nicht ganz klar, ob W!LD KAT einen ähnlich wirren Gedankengang in ihrem Kopf hatte, als sie sich für dieses Pseudonym entschied, aber dass es durchaus treffend ist, beweisen die ersten Soundkostproben von ihr allemal. Zumal der Name bei ihr Programm ist, wie sie im Gespräch mit elektro-chronisten.de verrät: „Zum Ausgehen, Abreagieren und Durchdrehen brauche ich einfach einen gewissen Drive in der Musik. Wenn das Ganze dann noch einen bösen Touch hat, kickt es mich erst richtig.“ Mhm, klingt wild, klingt leicht verrucht, klingt nicht nach Nettes-Mädchen-mag-seichte-Beats. Und siehe da, wenn man sich ihre erste EP „Deep Roarmantic“ anhört, die am 26. April auf Cubetribe Records erscheint, dann findet man sich in dieser Einschätzung auch sofort bestätigt. Zunächst startet der titelgebende Track unscheinbar, ein schöner deeper Touch, bei dem man sich fast entspannen möchte. Doch dann fängt plötzlich der Tiger an zu brüllen, man zuckt zusammen, dreht sich unwillkürlich um, weil einem der Surround-Sound vorgaukelt, dass die Raubkatze direkt hinter einem lauert. Natürlich ist das nicht wahr, aber für den Bruchteil einer Sekunde hätte man es fast geglaubt. Leicht gruslig ist das schon und vielleicht ist es genau das, was diesen Track im Gedächtnis bleiben lässt, weil er sich doch aus der elektronischen Masse hervorhebt. Möglicherweise dachte sich das auch Bebetta, die einen äußerst feinen Remix zu „Deep Roarmantic“ abgliefert hat, der nicht minder böse anschiebt und auf den man sich schon freuen darf, wenn er die verschwitzten Tanzflure der Republik beschallt. Doch auch Fisher & Fiebak, MGness & Chris Stone und André Lehmann haben sehr anhörbare Remixe beigesteuert, sodass man durchaus sagen kann, dass W!LD KATs Debut EP ein rundum gelungenes Werk geworden ist, das man tatsächlich nicht jedem Newcomer zutraut.

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Aber wer steckt nun tatsächlich hinter dieser wilden Katze? Bürgerlich heißt sie Katrin und wer nun denkt, dass sie den ganzen Tag schläft, um nachts auf beatlastige Raubzüge zu gehen, ist auf dem Holzweg: „Ich habe einen Ganztagsjob als Sekretärin in der Schornsteinfegerbranche und bin zudem als redaktionelle Mitarbeiterin beim Kölner Faze Magazin beschäftigt.“ Aha, von der Konkurrenz also, vielleicht sollten wir den Text an dieser Stelle abbrechen…

Nein, natürlich nicht, denn wenn jemand gute Musik macht wie W!LD KAT dann werden sogar konkurrierende Beschäftigungsverhältnisse akzeptiert. Aber wie ist sie bei der elektronischen Musik gelandet? „Ich habe damals mit 18 Jahren das Auflegen begonnen, aber die Plattenspieler dummerweise wieder verkauft… damals der „Liebe“ wegen.“ Es scheint wichtig zu sein, dass das „Liebe“ in Anführungszeichen steht, aber wir wollen dieses Thema mal nicht weiter vertiefen. Doch zum Glück hat sie wenigstens ihre Plattensammlung behalten und auch heute „drehe ich dann und wann noch meine „most-wanted“ Delirium-, Traum- oder White-Label Schallplatten.“ Das hört man ihren Sets durchaus an, denn hier hat man eine Mischung, die man nicht bei jedem DJ findet.

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Wer also ein schnurgerades 4/4-Kick-Clap-Hihat-hab-ich-doch-schon-mal-gehört-Set erwartet, ist bei W!LD KAT an der falschen Adresse: „Neben Techno und Techhouse bin ich hilflos den gebrochenen Beats verfallen und binde diese auch gerne in meine Mixe ein. Reine Breaks-Ausflüge wird es zukünftig auch vermehrt geben“, sagt sie augenzwinkernd und in gewisser Weise ist man als Fan des elektronischen Gestampfes froh, dass es Leute gibt, die nicht immer das Schema F abspulen und die montoniegefährdeten Schatten der elektronischen Musik ein wenig aufbrechen. Und so ist es nur folgerichtig, dass W!LD KAT mittlerweile eine beachtliche Anzahl an Bookings vorweisen kann und sie zum Beispiel im Osnabrücker Stellwerk das Warm Up für Bebetta spielen durfte. Das heißt aber nicht, dass es keine Ziele und Träume für zukünftige Auftritte geben würde: „Auf dem Soenda Festival in Utrecht, Holland, würde ich gerne einmal spielen. Ich habe es letztes Jahr das erste Mal besucht und seitdem bin ich verliebt in die Location, die Atmosphäre, die Deko… meine persönliche Empfehlung für alle Liebhaber der elektronischen Tanzmusik.“

Nun ja, wenn sich die Sache mit der Musik so vielversprechend weiterentwickelt, wie es die erste Wildkatzen-EP andeutet, dann ist dieser Wunsch sicherlich nicht utopisch. Bis dahin hören wir aber erst einmal, wie sich der Sound von W!LD KAT entfaltet und ob er das hohe Niveau von „Deep Roarmantic“ halten kann. Nämlich furchteinflößend, grazil, mysteriös und doch irgendwie liebenswürdig. Wie eine Wildkatze eben…

2 Gedanken zu „W!LD KAT: Böses, nettes Beatraubtier

  1. Hi Leute,

    Vielen vielen lieben Dank für diese tollen Tracks! Ich würde euch langfristig gerne unterstützen, denn so eine Musikstil produziert ganz genau mein Fall!

    Wollte daher mal Fragen ob man eure Sounds auch irgendwo käuflich erwerben kann um euch damit ein bisschen zu unterstützen?

    • Hey Sebastian,
      zunächst einmal gern geschehen, aber ich schreibe nur über diese Musik und produziere sie nicht 😉 Wenn Du bspw. W!LD KAT unterstützen möchtest, dann schau doch am besten mal auf der Cubetribe-Website vorbei: http://www.cubetribe-records.de/
      Ansonsten sind auch bei meinen anderen Texten immer Links (FB, Websites) dabei, über die Du Dich zusätzlich über die Künstler informieren kannst.
      Viele Grüße!

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