Mit JEAHMON! hat Marc DePulse ein Label aufgebaut, dass zuletzt ganz gut aufgestellt war, was auch bei einem Blick in die Beatport-Charts zu belegen ist. Aber was ist eigentlich die Motivation hinter einem eigenen Label? Und von welchen Tagträumen sollte man sich besser verabschieden?
Von Sebastian Binder
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Künstler aus der elektronischen Musikszene ein eigenes Label betreiben – nicht zuletzt, um mehr Kontrolle über die Veröffentlichung ihres eigenen Sounds zu haben. Bei Marc DePulse scheint das aber nicht die einzige Motivation gewesen zu sein, als er 2012 sein Label JEAHMON! ins Leben rief: „Ich wollte mit JEAHMON! Musik von mir und Freunden veröffentlichen, von der ich genau weiß, dass ich sie auch spielen werde“, erzählt er im Gespräch mit elektro-chronisten.de. „Die Idee war, Mukke rauszuhauen, die mir persönlich auch gefällt und bei der ich zu 100 Prozent dahinterstehen kann. Und das habe ich bis heute komplett durchgezogen.“
Denn klar ist natürlich, dass wir uns heute nicht mehr in den 1970ern befinden und ein eigenes Label bedeutet, dass man sich wahrscheinlich bereits in wenigen Jahren eine weitläufige Villa am See leisten kann. „Man sollte nicht mit dem Gedanken rangehen: Juhu, ich habe hier eine neue Goldgrube gefunden“, bestätigt Marc DePulse diesen Fakt. Diese Form der Naivität sollte man sich also besser sparen und stattdessen fokussiert an die Sache rangehen, wenn man ein Label gründen möchte: „Das Wichtigste ist zunächst, einen roten Faden, ein Konzept und eigene Ideen zu haben. Natürlich brauchst du auch ein gewisses Budget, um Marketing- und PR-Kampagnen anzuschieben.“
„Es ist eine Herausforderung, kein Minus zu machen“
Geld spielt also selbstverständlich eine Rolle, allerdings nicht in der Form, die mancher Romantiker vielleicht noch haben dürfte: „Es ist tatsächlich eine große Herausforderung, kein Minus zu machen. Ich habe das selbst erlebt: Du bringst drei, vier Sachen raus, die du zwar selbst feierst, die aber kein Geld einbringen“, erklärt DePulse die Realität. „Du musst schon darauf achten, rentabel zu arbeiten. Die Leidenschaft steht zwar an erster Stelle, aber du musst dir einen Kundenstamm aufbauen, wenn du willst, dass dein Label noch länger existiert.“
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Daher ist der Spaß an der Sache enorm wichtig, vor allem wenn die ganze Nummer mit der eigenen Arbeit steht und fällt: „Ich betreibe das Label im Prinzip als One-Man-Show. Nur das Mastering übernimmt der Kollege Beatamines aus Magdeburg und für das Erstellen der Cover-Grafik habe ich noch einen freiberuflichen Mitarbeiter“, gibt der Labelchef einen Einblick hinter die Kulissen. Wobei JEAHMON! natürlich mit einem Vertrieb zusammenarbeitet. Das funktioniert dann so, dass der fertige Track samt Cover und PR-Material bei diesem Partner hochgeladen wird, man ein Release-Datum festlegt und die Sachen dann bis zu diesem Datum bei Seiten wie Beatport oder Spotify hochgeladen werden.
Das ist der Vorteil der Digitalisierung, dass man die Frequenz, mit der das eigene Label veröffentlicht, selbst festlegen kann – eben abhängig davon, wie viel Arbeit man reinsteckt. „Ich habe in diesem Jahr den Turbo angeschaltet und jetzt kommt alle vierzehn Tage eine Nummer raus, was auch daran liegt, dass ich zuletzt sehr viel gute Musik bekommen habe, die man natürlich veröffentlichen möchte“, so DePulse, was sich zuletzt bezahlt gemacht hat, wenn man es so nennen will: „Das Label läuft gerade sehr gut, ich bin mit jedem Release gut aufgestellt. Teilweise waren acht oder neun Titel von JEAHMON! in den Beatport-Charts vertreten.“
Und mit dieser Schlagzahl soll es weitergehen: „Ich habe einen neuen Künstler aus Ungarn namens Thirsty Eyes am Start, der ein sehr großes Talent ist. Von David Keno wird demnächst etwas kommen. Dann ist was von Dirk Sid Eno dabei und vom portugiesischen Produzenten Jepe ist ebenfalls was in der Mache.“
Zu einem Konzept gehört natürlich, dass man Ziele für die Zukunft definiert und hier hat Marc DePulse einerseits konkrete Vorstellungen, aber auch Visionen für JEAHMON!: „Ich möchte, dass sich die Sachen gut verkaufen und das Label weiterhin einen Zuwachs zu verzeichnen hat. Und dann möchte ich in Zukunft auch ein paar Label-Shows abfeiern und vielleicht in ein paar andere Länder fahren, um dort unsere Sachen mal vorzustellen.“ Doch eines soll sich bei seinem Label nicht ändern: „Für mich ist es wichtig, dieses Familien-Ding nicht zu verlieren und weiter mit Künstlern zusammenzuarbeiten, die ich als Mensch mag.“ Und wenn man das schafft, dann sollte die Zukunft des Labels doch ganz rosig aussehen, selbst wenn man sich keine Villa am See leisten kann…
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Bild-Copyright: Foto von Marc DePulse zur Verfügung gestellt